Ein paar Flausen im Kopf schmücken das Gemüt
Der Frühling macht sich bereits allerorts bemerkbar, die Sonne scheint, Flora und Fauna recken sich und strecken ihre Glieder in den blauen Himmel. Mit anderen Worten: Die beste Zeit, um die Kuriosithek mit ein paar Flausen zu schmücken, denn die machen den Klopfgeistern besonders viel Spaß.
„Was habt ihr bloß wieder für Flausen im Kopf?“, hörte man vor einiger Zeit so manche Mutter fragen, wenn der Nachwuchs seine kreativen Ideen zum Ausdruck brachte, während der Vater versprach: „Ich werde ihnen diese Flausen schon noch austreiben!“ Bleibt zu hoffen, dass sich der Erfolg in Grenzen hielt, denn ich bin sehr dafür, bunte Flausen zu hegen und zu pflegen und sie bei Gelegenheit wieder hervorzuholen und sich an ihnen zu erfreuen.
Flausen: Vom flauschigen Fussel zum romantischen Luftschloss
Seit dem 16. Jahrhundert tummeln sich die Flausen bereits unter den Schädeldecken verträumter und verschmitzter Leute. Damals wurden sie als Metapher für lustige Redensarten, wirres Zeug, Unfug und Illusionen eingesetzt.
Im 18. Jahrhundert wurden dann auch romantische und idealistische Ideen, unrealistische Pläne und Luftschlösser in den Bedeutungsumfang aufgenommen und es entstanden Redensarten wie: „Flausen im Kopf haben“, „Flausen in den Kopf setzen“ oder „Flausen machen“.
Ursprünglich waren Flausen aber eine mundartliche Bezeichnung für das, was wir heute als Flusen oder Fusseln kennen: lose Fäden und Gebilde aus einzelnen, freien Fasern ohne Zweck und Nutzen. Sie entstanden als Nebenform zu Flaus oder Flausch, was „haariger, weicher Wollstoff“ bedeutete.
Im 18. Jahrhundert gab es sogar ein entsprechendes Kleidungsstück, den „Flausrock“. Die Wurzeln des Flausches wiederum finden sich im mittelhochdeutschen Wort „vlius“ für „Schaffell“, aus dem auch das neuhochdeutsche Wort „Vlies“ und das englische Gegenstück „fleece“ entstanden.
Vielleicht kennst du es aus dem griechischen Mythos vom Goldenen Vlies.
Genau betrachtet sind Flausen also flauschige Gedanken mit edler Abstammung. Wer kann dagegen schon etwas haben … 😉