Kuriosithek – das Wörtchen der Woche lautet: Groll

Weiße Schrift und Schreibfeder-Icon auf schwarzem Hintergrund: Kuriosithek - Groll | Klopfecke - Texte mit Geist


Groll: unterdrückter, aber gehegter Unmut

Heute grummelt es in der Kuriosithek, wenn auch nur andeutungsweise, die Klopfgeister schauen neugierig, doch etwas mulmig aus ihren Verstecken.

Fast kann man den unterdrückten Unmut, den es ausdrückt, in diesem Wörtchen noch rumoren hören, aber eben nur fast. Oft wird es gehegt und gepflegt, am liebsten gegen andere.

In der Tat hat der Groll manchmal noch ein anderes seltenes Wörtchen im Gepäck, das gute alte Verb „hegen“. Gegen die Mücke im Schlafzimmer, die einem nachts den Schlaf raubt, lässt sich beispielsweise ganz wunderbar ein Groll hegen. Gelegentlich spürt man den Groll auch mehr oder weniger langsam in sich aufsteigen, z. B. wenn morgens um sieben schon ein Laubpuster unter dem Fenster entlangdröhnt. Dafür lässt sich manches auch ganz ohne Groll sagen.

Ein missmutiges, doch stilles Wörtchen, dieser Groll

Heutzutage bezeichnet Groll einen eher stillen Zorn, eine leise Animosität, die man nicht frei herumgrollen lässt. Daher wird Groll auch gern gehegt, denn hegen bedeutet nicht nur „pflegen“ oder „behüten“, sondern auch „mit einer Hag umgeben“, also „umzäunen“. Daraus entstand dann das „Gehege“.

Doch der Groll war nicht immer so still, denn das mittelhochdeutsche Wort „grellen“, von dem unser Wörtchen abstammt, bezeichnete ein wütendes Aufschreien. Der dazugehörige „grel“ war ein plötzlich ausbrechender, heftiger Zorn. Im 15. Jahrhundert gesellte sich dann das „grüllen“ hinzu, das „höhnen“ oder „spotten“ meinte, gefolgt vom spätmittelhochdeutschen „grullen“ oder „grüllen“ für „grummeln“ oder „murren“. Der Missmut war nun schon leiser, aber immer noch zu hören.

Im Laufe der Zeit wurde der Groll dann immer stiller, bis die lautlichen Begleiterscheinungen schließlich weitgehend verschwanden.

Somit darf sich das missmutige aber stille Wörtchen gern in der Kuriosithek häuslich niederlassen. Solange es niemand herauslässt, wird es hoffentlich keinen Unmut stiften.

Schreibe einen Kommentar