Hokuspokus Fidibus, dreimal schwarzer Kater
Nächste Woche ist Halloween, der Tag der gemütlich-mystischen Stimmung, an dem gruselige Lichtquellen vor den Türen stehen und Gespenster, Hexen und andere unheimliche Gestalten durch die Straßen und Gassen ziehen, um eine groß angelegte Süßigkeiten-Erpressungsaktion zu starten.
Ich mag diesen Tag und freu mich schon drauf – und die Klopfgeister ganz besonders. Deshalb habe ich mir auch erlaubt, mir heute mal einen Zauberspruch zu schnappen und etwas magische Stimmung in die Kuriosithek zu bringen.
„Hokuspokus Fidibus, dreimal schwarzer Kater …“
Du kennst ihn bestimmt, diesen Spruch. Immer wieder begegnet er uns in Kinderbüchern, Filmen und anderen erzählenden Formaten, die sich mit Unheimlichem, Übernatürlichem und Fantastischem beschäftigen.
Was „Hokuspokus“ nun genau bedeutet und bewirken soll, darüber streiten sich die Geister – und vermutlich auch die Hexen und Zauberer.
In der Alltagssprache verbergen sich hinter dem Hokuspokus jedenfalls nur Blendwerk, fauler Zauber, Faxen und Unfug.
Wo der Zauber herkommt und wie er entstanden ist, konnte bisher auch nicht genau geklärt werden.
Hokuspokus und seine Entstehungslegenden
Manche denken, er geht auf die von fahrenden Schülern erfundene pseudolateinische Formel „hax, pax, max, deus adimax“ zurück.
Andere meinen, er sei eine Verballhornung der kirchlichen Liturgie im katholischen Gottesdienst „hoc est enim corpus meum“ – „dies ist mein Leib“. Zu den Zeiten, in denen die Messe noch ausschließlich auf Latein gelesen wurde, verstanden die meisten Leute nicht, was da eigentlich gesagt wurde und hörten eben bloß Kirchen-Hokuspokus.
In England tauchte im 17. Jahrhundert die Zauberformel „hocas pocas“ oder „hocus pocus“ als Begleitung zu Taschenspielereien von Gauklern und Spaßmachern auf. Denn das lateinische „hocus“ wurde zum englischen „hoax“ (Scherz, Schabernack). Ein gewisser Elias Piluland schrieb in dieser Zeit dazu ein Buch mit dem Titel „Hocus Pocus Iunior: The anatomy of Legerdemain“. 1667 erschien dieses Buch auch auf Deutsch unter dem unglaublichen Titel:
„Hocus Pocus oder Taschen-Spieler, darin die Kunst auß der Taschen zu spielen gar deutlich beschrieben wird; auch mit schönen Figuren erklärt, daß ein Unwissender hierauß nach weniger Übung dieselbe Kunst völlig erlernen könne“.
Ihrer königlichen Majestät überaus exzellenter Hocus Pocus
Eine weitere Geschichte stammt aus der Feder des englischen Physikers und Humanisten Thomas Ady, der sich auf seine Weise mit dem Themenbereich Hexen, Hexerei und Hexenjagd auseinandersetzte.
In seinem 1656 erschienenen Werk „A Candle in the Dark: Or, A Treatise Concerning the Nature of Witches & Witchcraft” beschreibt er einen Zauberer, der zur Zeit König Jakobs I. lebte und wirkte.
Hier heißt es: „Ich werde von einem Mann sprechen […], der zur Zeit des King James umging […] und der sich selbst nannte ‚The Kings Majesties most excellent Hocus Pocus‘ und so wurde er genannt, da er beim Vollführen jedes Tricks zu sagen geruhte: „Hocus pocus, tontus talontus, vade celeriter jubeo“, eine dunkle Komposition von Worten, die Augen des Betrachters zu blenden, seinen Trick vorübergehen zu lassen, denn je mehr Zeit ohne Entdeckung vergeht, da das Auge und das Ohr des Betrachters beide beschäftigt sind, bleibt der Trick unerkannt, die Hochstapelei verborgen.“
Ursprung und Hintergrund von Hokuspokus sind also ebenso mysteriös wie das Wörtchen selbst.
So, ich muss jetzt erst mal den Fidibus löschen und die drei schwarzen Kater einfangen, die hier die Klopfecke unsicher machen.
Das hat man jetzt von dem ganzen Hokuspokus!