Kuriosithek – das Wörtchen der Woche lautet: Ingrimm

Weiße Schrift und Schreibfeder-Icon auf schwarzem Hintergrund: Kuriosithek - Ingrimm | Klopfecke - Texte mit Geist


Ingrimm, ich hör dich wüten

Und weiter geht’s in unserer munteren kleinen Kuriosithek.

Heute wird es hier zur Abwechslung mal etwas weniger lustig, denn durch die Türe poltert schnaubend: der Ingrimm.

Bis spät ins 18. Jahrhundert hinein traf man den Ingrimm noch als Ausdruck für erbitterten Zorn, mühsam unterdrückte Wut und heftigen Groll an. Heute ist er, ebenso wie sein gesetzterer Bruder, der Grimm, aus der Sprache nahezu verschwunden.

Auch die zugehörigen Verben, grimmen und ergrimmen, machen sich gegenwärtig immer rarer. Lediglich das grimmige Adjektiv erfreut sich noch eines regen Gebrauchs.

Grimm und Ingrimm haben eine lange Familiengeschichte. Ihre Wurzeln reichen zurück bis ins 8. Jahrhundert, als erstmals ihr Urahn, „zano gigrim“ seinen Fuß in die deutsche Sprachwelt setzte, der für zorniges Zähneknirschen stand.

Zornig - und zwar mit Nachdruck

Dieser brachte das althochdeutsche Substantiv „grimmin“ samt zugehörigem Adjektiv „grimmi“ hervor. Die klingen zwar recht niedlich, standen jedoch für wütend, wild und schrecklich, Wut, Wildheit, Grausamkeit und Strenge.

Was mich besonders erstaunt hat: Als der Ausdruck dann als „grimme“ ins Mittelhochdeutsche überging, handelte es sich zunächst um ein feminines Substantiv, das mit der Zeit aber immer häufiger in maskuliner Form „grim“ genutzt wurde. Das Wort erfuhr also eine Geschlechtsumwandlung. Was sich nicht alles in der Geschichte unserer schönen Sprache zutragen kann!

Im Neuhochdeutschen war diese dann mit dem „Grimm“ komplett, dafür bekam das Wort seinen Bruder „Ingrimm“, der mit seiner Vorsilbe „in“ die zornige Bedeutung mit gewissem Nachdruck transportierte.

So ganz verlustig gegangen sind wir des Ingrimms aber noch nicht: Eine Mittelalter-Metal-Band aus Regensburg hat sich diesen nämlich als Bandnamen ausgesucht. Die 2005 gegründete Truppe hieß zunächst Igni et Ferro und wollte sich dann doch lieber „Grimm“ nennen. Da der Name schon vergeben war, fiel die Wahl schnell auf den Ingrimm.

Eine ungewöhnliche Lebensverlängerung, die dem Ingrimm so zuteilwird.

Da hüpft mein dunkelbuntes Linguistinnenherz!

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