Verraucht, verrucht, - mondän
Hallo, lieber Wörtchen-Fan. Na, bereit für den nächsten lexikalischen Leckerbissen?
Diesmal geht’s um eine Bagatelle, eine Kleinigkeit, man könnte auch Lappalie sagen. Diese und ähnliche Bedeutungen stecken nämlich hinter dem guten alten Pappenstiel.
Wenn überhaupt, trifft man dieses Wörtchen heute nur noch gut verpackt als konventionelle Redewendung an. „Das ist aber kein Pappenstiel“, sagt man, um auszudrücken, dass es sich hier eben nicht um eine Lappalie handelt. „Das ist doch keinen Pappenstiel mehr wert“, soll heißen: Das Benannte ist eben gar nichts mehr wert. Hat man ein Schnäppchen ergattert, kann man das mit: „Das habe ich für einen Pappenstiel bekommen“, verdeutlichen.
Auf unsere lustige, bunte Business-Welt bezogen, könne man auch sagen: „Ich arbeite nicht für Pappenstiele.“ Da man solche pappenstieligen Floskeln heutzutage nur noch selten hört, besteht allerdings die Gefahr, dass sich jemand beleidigt fühlt.
Der Pappenstiel mag zwar eine recht nichtige Bedeutung haben – dafür bringt er aber eine amüsante Entstehungsgeschichte mit.
Die Tonsur des Löwenzahns
Der Ausdruck „Pappenstiel“ entstand im 16. Jahrhundert als Verkürzung des Wortes „Pappenblumenstiels“. Mit „Pappenblume“ war zu jener Zeit der gewöhnliche Löwenzahn gemeint. Sobald dieser zur Pusteblume verblüht ist und alle Samen abgepustet sind, bleibt nur noch der Blütenstiel mit dem kahlen Fruchtboden zurück, der Ähnlichkeit mit der Tonsur eines Geistlichen hat.
Da mit so einem leeren Blütenstängel nichts mehr anzufangen ist, wurde der Pappenstiel zum Inbegriff des Nichtigen, Wertlosen.
Eigentlich ein recht anschaulicher Ausdruck.
So, damit ist die Kuriosithek wieder um ein Wörtchen reicher. Zwischen Firlefanz und Schelm passt eben immer noch ein Pappenstiel. 🙃