Ein Schelm, wer Böses dabei denkt ...
Wenn man im Mittelalter über Schelme sprach, meinte man Henker, Folterknechte und Abdecker. Die wurden zwar gebraucht, galten aber als ehrlos und genossen bei den feineren Damen und Herren kein nennenswertes Ansehen. Auch ein Ritter, der sich durch eine besonders grausame und rücksichtslose Kampfweise auszeichnete, konnte schon mal den Beinamen „Schelm“ verpasst kriegen.
Mit der Zeit gesellten sich auch Diebe, Betrüger, Schurken, Verräter und andere Bösewichte zum Bedeutungsumfang.
Der berühmte Satz über den böse denkenden Schelm ist eine Übersetzung der Devise des britischen Hosenbandordens, „Honi soit qui mal y pense.“, und bedeutet eigentlich: „Schämen soll sich, wer schlecht dabei denkt.“
Steckt da etwa auch wieder eine Geschichte hinter? Na klar! Verdammich! Bist du auch so neugierig wie ich? Ich geh einfach mal davon aus… 😉
Also: Einer Legende zufolge rettete der Gründer des Ordens, König Edward III von England, seine Geliebte auf dem Ball vor einer Blamage. Als die holde Countess of Salesbury beim Tanzen ihr blaues Strumpfband verlor, klaubte der König es einfach vom Boden auf und knotete es sich selbst unters Knie. Dann ließ er den besagten Spruch verlauten.
Sehr galant! So viel dazu.
Übles Gesinde und ehrlose Streiter
Wie die Fisimatenten entstanden sind? Darüber sind sich die Sprachexperten nicht so richtig einig.
Ein möglicher Urahn des Ausdrucks ist der Begriff „Visae patentes“, der in der lateinischen Amtssprache des 16. Jahrhunderts ein vorschriftsmäßig verliehenes Patent bezeichnete, damals eine Art vom Landesherrn beglaubigter Gewerbeschein.
Dieser Schein wurde wohl von vielen Bürgern als unliebsamer bürokratischer Stolperstein empfunden.
Wahrscheinlich gesellten sich noch die sinnlosen Wappenverzierungen „Visament“ zur Bedeutung, die sich im Frühneuhochdeutschen zu „Fisiment“ wandelten.
Demnach waren Fisimatenten also überflüssiger Unsinn, der aber Probleme mit sich brachte, wenn man ihm nicht die ordnungsgemäße Aufmerksamkeit widmete. Man könnte sagen: Im deutschen Rechtssystem wimmelt es heutzutage von Fisimatenten.
Vom Bösewicht zum neckischen Gesellen: ein Schelmenroman
Bis ins 17. Jahrhundert hinein galt „Schelm“ als übles Schimpfwort, für das man zur Bußgeldzahlung verdonnert werden konnte. In Schillers Wallenstein klagt der Titelheld noch: „Dein Vater ist zum Schelm an mir geworden“, und meint damit: „Dein Vater hat mich verraten.“
Zum Glück wurde dann auch der Landstreicher miteinbezogen. Der hatte nämlich eine mildernde Wirkung auf die Semantik und machte aus dem Schelm einen armen Kerl, der Mitleid erregte, einen Dummkopf und schließlich einen lockeren, neckischen Leichtfuß. So wandelte sich auch der Schelmenstreich von der Schurkentat zum Schabernack.
Im 18. Jahrhundert entstand daraus auch der Begriff „Schelmenroman“ für die fiktive Autobiografie eines bauernschlauen Unterschichtlers, der gewitzt durch die Gesellschaftsschichten turnt. „Der abenteuerliche Simplicissimus“, der auch als erster deutschsprachiger Abenteuerroman angesehen wird, kann hier als berühmtes Beispiel herhalten.
Irgendwie ist die Geschichte dieses Wörtchens selbst eine Art Schelmenroman – Wie aus dem ehrlosen Todbringer ein sympathischer Scherzbold wurde.
Das stimmt mich hoffnungsfroh. ^^