Kuriosithek – das Wörtchen der Woche lautet: Zinnober

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Labsal: Eine Wohltat für Leib und Seele

Heute haben die Klopfgeister und ich wieder einen interessanten Sprachschnipsel zum Betrachten für dich ausgesucht: den Zinnober.

Der macht nicht nur optisch, sondern auch semantisch einiges her, von der Etymologie ganz zu schweigen.

Dieses Sprachstückchen bringt nämlich gleich drei Bedeutungen mit: Zum einen ist damit ein Mineral gemeint, das seit der Antike als wichtigstes Erz für die Gewinnung von Quecksilber gilt. Des Weiteren bezeichnet es die leuchtende orangerote Farbe, die mithilfe der Pigmente, die aus besagtem Mineral gewonnen werden, hergestellt werden kann. Zu guter Letzt steht es auch für Unsinn, wertlosen Krempel oder überflüssiges Gehabe.

Erz, Farbe und Unsinn - alles Zinnober

Das Mineral samt Pigmenten ist den Menschen schon ziemlich lange bekannt und wurde bereits von den ersten Homo sapiens verwendet, um Knochenstücke und Höhlenwände zu bemalen.

Vor 3000 Jahren entdeckten die Chinesen das rote Mineral „zhu sha“ und setzen es als Farbe und Heilmittel ein – Letzteres mit eher nicht so herausragendem Erfolg. Durch arabische Alchemisten gelangte zhu sha dann nach Europa, wo die Griechen es „kinnabari“ nannten, was „Drachenblut“ bedeutete. 

Allerdings gab es zu dieser Zeit schon ein rotes Harz, das ebenfalls zum Färben eingesetzt wurde und „kinnabari“, auf Latein „cinnabaris“, hieß. So wurde „kinnabari“ bzw. „cinnabaris“ zum allgemeinen Begriff für rote Farbe. Die alten Franzosen machten daraus dann „cenobre“, woraus schließlich das mittelhochdeutsche Wort „zinober“ entstand.

Weshalb sich Zinnober auch als Bezeichnung für überflüssiges Zeug etablierte, ist nicht hinreichend bekannt. Doch, wie so oft, gibt es dazu ein paar hübsche Theorien:

Möglich, dass Zinnober diese Bedeutung verpasst bekam, weil es als chinesisches Heilmittel nicht hielt, was es versprach: Zahlreichende Heilsuchende erlagen den Folgen der Kur und starben an Quecksilbervergiftung – u. a. auch der erste Kaiser von China.

Oder es lag an den mittelalterlichen Alchimisten, die versuchten, aus Schwefel und Quecksilber Gold zu gewinnen und stattdessen Zinnober erhielten – ein Quecksilbersulfid.

Vielleicht war auch seine besonders weiche Beschaffenheit schuld, aufgrund derer man für Zinnober als Metall keine wirklich nützliche Verwendung fand.

Heute sind Redewendungen, wie: „Was soll denn der ganze Zinnober?“, ohnehin nicht mehr besonders verbreitet. Literaturfreunde erinnern sich vielleicht noch an das satirische Kunstmärchen von E.T.A. Hoffmann „Klein Zaches genannt Zinnober“.

Ansonsten konzentriert sich das selten gewordene Wörtchen vornehmlich auf sein Dasein als Farbbegriff. Für das quecksilberhaltige Mineral wird in Fachkreisen eher der wissenschaftlich korrekte Terminus „Cinnabarit“ verwendet.

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