Immer mal wieder kommt es vor, dass wir von anderen Unternehmerinnen, Branchenkollegen oder einfach Freunden und Bekannten nach Feedback zu ihren Werken gefragt werden.
Entweder direkt oder ganz allgemein, z. B. in sozialen Medien wie Facebook & Co.
Jemand hat etwas erschaffen und möchte nun wissen, was du und ich davon halten. Ist die Arbeit gelungen? Wirkt sie so, wie es sich der Urheber wünscht? Gibt es vielleicht etwas zu verbessern?
Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Aufrichtiges Feedback kann nützlich und hilfreich sein, um andere Sichtweisen kennenzulernen und Informationen zu erhalten, die man als Werkschaffender sonst nicht bekommt. Weil kaum jemand seine eigene Arbeit wirklich objektiv betrachten kann.
Harsche und unsachliche Kritik kann aber viel kaputt machen, sowohl beim Selbstbewusstsein des Urhebers als auch auf der Beziehungsebene.
Ich plaudere einfach mal ein bisschen aus dem Nähkästchen und erzähle, wie ich beim Feedbackgeben so vorgehe und was ich unternehme, um nicht auf empfindliche Füßchen zu treten.
Zu diesem Beitrag hat mich Anna Koschinskis Challenge 28 Tage Content inspiriert, bei der ich nicht aktiv mitmache, was mich aber nicht davon abhält, den Fortgang interessiert zu verfolgen.
Der Umgang mit negativem Feedback war dabei in den letzten Tagen ein vieldiskutiertes Thema.
Es hat mich sehr berührt, zu erfahren, welchen Schaden schlechte Kritik anrichten kann: Durch ein paar rücksichtslos geäußerte Worte kann manch ein Mensch den Glauben in die eigenen Fähigkeiten und den Mut verlieren, sich mit seiner Arbeit zu zeigen.
Auf der anderen Seite trauen sich viele Leute genau deshalb nicht, eine ehrliche Rückmeldung zu geben – es könnten ja Gefühle verletzt werden.
Beides ist unglücklich, denn um uns zu verbessern und weiterzuentwickeln sind wir letztendlich alle auf das Feedback anderer angewiesen.
Mit meinen Anregungen möchte ich deshalb ein bisschen Mut machen, mehr wertschätzende Kritik zu üben, denn auch negatives Feedback kann konstruktiv sein. Wenn’s nicht mit der Nagelkeule serviert, sondern wohlmeinend und respektvoll geäußert wird.
1. Wer nach ehrlichem Feedback fragt, will in der Regel auch solches haben
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute, die nach ehrlichen Meinungen und Eindrücken zu ihrer Arbeit fragen, sich in den meisten Fällen auch aufrichtige Rückmeldungen wünschen. Und nicht beleidigt sind, wenn ihre Werke nicht von allen Seiten über den grünen Klee gelobt werden.
Viele sind sogar dankbar, wenn man sie auf etwas aufmerksam macht, das sie selbst (so) noch nicht gesehen haben.
Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel: Manche wünschen sich einfach Anerkennung und Bestätigung. Kommt dann Kritik, ist das ein Affront gegen das vielgeliebte eigene Werk.
Aber hier ist jeder für sein Handeln selbst verantwortlich: Wer kein ehrliches Feedback haben will, sollte auch nicht danach fragen.
2. Jede Kritik ist eine eigene Meinung
Und so sollte sie auch formuliert sein – finde ich. Statt Allaussagen, wie: „Das ist gut/ schlecht/ wunderschön/ grottenhässlich/ …“ besser deutlich machen, dass es sich hier um die Sicht eines Einzelnen handelt: „Ich finde, …“, „Meiner Ansicht nach …“, „Ich habe den Eindruck, …“.
Dadurch lassen sich Missverständnisse besser vermeiden.
Selbst renommierte Kunst- und Literaturkritiker bewerten subjektiv, auch wenn sie ihre Betrachtungen kompetent begründen und mit Belegen stützen – sonst würden sich die Kritiken nicht immer wieder so immens unterscheiden.
3. Je konkreter die Kritik, desto nützlicher für den Empfänger
„Das gefällt mir (nicht)!“, ist eine Meinung. Toll! Als Feedback aber nicht wirklich hilfreich. Sei gerne präziser: Was hat dir (nicht) gefallen? Warum hat es dir (nicht) gefallen?
Hast du vielleicht das Gefühl, dass etwas fehlt oder etwas weg könnte? Hast du Änderungs- oder Verbesserungsvorschläge?
Dadurch erfährt der Urheber, ob er sich auf dem richtigen Weg befindet, was er weiter ausbauen kann und wo er evtl. nochmal Hand anlegen muss. Ob und wie er die Kritik annimmt, bleibt selbstredend ihm überlassen.
Soll das jetzt heißen, dass man nicht einfach nur loben darf? Natürlich nicht!
Lass immer ein liebes „Hast du toll gemacht!“ da, wenn dir danach ist und stifte damit einen kleinen Glücksmoment. Das ist dann aber eben nur ein Lob, kein konstruktives Feedback und gibt nicht viel Gesprächsstoff her.
4. Jedes Werk verdient Respekt
Ob es sich nun um einen Text, eine Grafik, eine Website oder einen Zottelfellmantel handelt: Wer etwas Selbstgeschaffenes vorstellt und Feedback einholen möchte, hat Zeit, Arbeit und Herzblut in sein Werk investiert.
Zumindest ist davon auszugehen, auch wenn es uns auf den ersten Blick vielleicht nicht so scheinen mag.
Deshalb sollte eine Kritik respektvoll sein und sich auf das Werk direkt beziehen. Schließlich sollen wir das Ergebnis bewerten und nicht die Person, die es hervorgebracht hat.
Aussagen wie: „Ein bisschen mehr Mühe hättest du dir aber schon geben können“, richten sich direkt an den Urheber und können verletzend sein, denn sie unterstellen etwas, das wir nicht beurteilen können.
Wenn es nicht deutlich gesagt wird, wissen wir nicht, ob da jemand haareraufend ewig dran gesessen oder einfach schnell was zusammengeschustert hat.
5. Mit positiven Anmerkungen verdauen sich Kritikpunkte besser
Wenn du eine kritische Anmerkungen loswerden möchtest, dir aber nicht sicher bist, wie der Empfänger das aufnehmen wird, z. B. weil du ihn nicht gut kennst, empfehle ich, zunächst mit etwas Positivem zu beginnen.
Dadurch zeigst du, dass du dich mit dem Werk beschäftigt hast, und läufst weniger Gefahr, mit den Trollen in einen Container verfrachtet zu werden, die bloß ihre schlechte Laune kompensieren und mit anderer Leute Herzblut ihr Ego gießen wollen.
Bis jetzt hab ich an allen Werken, die mir nicht gefallen haben, auch etwas Anerkennenswertes gefunden. „Das Zusammenspiel der Farben gefällt mir gut, dadurch entstehen interessante Kontraste. Allerdings sehen die Blumen für mich ein bisschen aus wie Totenköpfe.“ Damit bin ich bisher ganz gut gefahren.
Nichts von dem, was wir hervorbringen, trifft jedermanns Geschmack. Dasselbe gilt für die Werke anderer. Hast du etwas zu kritisieren, sag es ruhig! Deine Meinung hat genauso viel Berechtigung wie die aller anderen.
Respektvoll und wertschätzen geäußert, kann ein kritisches Feedback sogar spannende und fruchtbare Diskussionen anregen.
Was hast du für Erfahrungen mit Feedback gemacht?
Hast du vielleicht noch einen Tipp parat, wie sich Kritik freundlich äußern lässt?
Lass gerne einen Kommentar da.